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DEMENZ BEIM ALTEN HUND

STATISTIK

Umfrage vom 27.02. bis 18.03.2018
487 Teilnehmer

Fakt ist, der Hund wird heutzutage immer älter. Das zieht natürlich Gegebenheiten und Erkrankungen mit sich, zu denen es noch kaum Aufklärung oder Unterstützung gibt. Am besten greift man auch hier auf die Erfahrungen Betroffener zu.

Da unser Team persönlich von Demenz beim alten Hund betroffen ist/war helfen wir bereits seit langer Zeit mit Ratschlägen, Tipps und Tricks. Für uns ist dieses Thema nicht nur aus persönlicher Sicht sehr interessant, sondern auch vereinstechnisch. Denn das Altern des Hundes geht oft mit Behinderungen einher.
Nun haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, den großen Punkt DEMENZ BEIM ALTEN HUND in unser Repertoire auf unserer Website aufzunehmen um intensiver über dieses Thema informieren zu können.

 

Um die Schwerpunkte vernünftig und hilfreich zu setzen haben wir eine Umfrage gestartet. Diese Umfrage lief zwanzig Tage, insgesamt haben 487 Teilnehmer den Fragebogen ausgefüllt.
Unsere Umfrage richtete sich an jene Hundehalter, deren Hundesenior bereits an Demenz erkrankt ist, anfängliche Symptome einer Demenz zeigt und auch an Hundehalter, deren an Demenz erkrankter Hund bereits verstorben ist und welche uns mit ihren Erfahrungen unterstützen wollten. Die Umfrage war anonym und dauerte nur wenige Minuten.Wir freuen uns sehr über die enorme Teilnahme und dürfen nun die Auswertungen der Umfrage zusammenfassend präsentieren. Wenn jemand die vollständigen Auswertungen lesen möchte darf sich gerne bei uns melden, wir senden dann das komplette pdf per Mail zu. Anfragen bitte an kathi@behinderter-hund.at.

Starten wir die Auswertung mit dem Offensichtlichen: Dem Alter des Hundes. Die deutliche Mehrheit der Hunde (über 300) ist/wurde zwölf bis 17 Jahre alt, etwas über 60 Hunde sind/wurden unter 12 Jahre und knapp 30 Hunde sind/wurden über 17 Jahre alt. Am häufigsten wurde das Alter 14 angekreuzt.

Die Größe sowie das Geschlecht des Hundes ist auch interessant. Wobei sich hier die Waage hält. Sowohl die Größe als auch das Geschlecht wurde beinahe in gleichen Teilen ausgefüllt. Auch die Frage ob der Hund kastriert ist/war oder nicht ist spannend. 83 Prozent der dementen Hunde sind/waren kastriert. Wir wollten in unserer Umfrage auch wissen woher der Hund stammt/e. Die Mehrheit der Hunde sind/waren aus dem Tierschutz, ein Viertel stammt/e aus privater Hand und ein Viertel der Hunde kommt/kam aus einer Zucht.

Inwieweit sich die Größe, das Geschlecht, kastriert/unkastriert und die Herkunft des Hundes wissenschaftlich bzw. medizinisch auf die Demenz auswirkt ist unerforscht, wir finden es dennoch nicht unrelevant.


 

Kommen wir zu den Lebensumständen mit dem bereits dementen Hund. Wir wollten wissen, wie bzw. wo man mit dem Hund lebt. Ein Großteil der Familien lebt im ländlichen Gebiet in Haus mit Garten. Der zweite Platz geht an den Stadtrand und die Wohnung, ein kleinerer Prozentsatz lebt in der Stadt oder in einer Wohnung mit Garten.

Nun wird es spannend. Wie alt waren die Hunde, als die ersten Anzeichen einer Demenz ersichtlich wurden? Fast zwanzig der befragten Hundehalter beantworteten dies mit fünf bis acht Jahren, knapp 250 Hunde sind/waren neun bis zwölf Jahre alt, 200 Hunde 13 bis 15 Jahre und 30 Hunde sind/waren über 15 Jahre alt. Zusammengefasst ist also zu erkennen, dass die ersten Anzeichen einer Demenz laut unserer Statistik am häufigsten im Alter von zwölf Jahren ersichtlich wurden. Aber auch bei relativ jungen Hunden unter acht Jahren wurden bereits Anzeichen bemerkt.

Wir wollten in unserer Umfrage ganz genau wissen wie sich die Demenz des Hundes äußert. Der Großteil der Hunde zeigt/e eine mittlere Unruhe, Verwirrtheit und Unsicherheit. Sehr viele der dementen Hunde sind/waren stark anhänglich und vergesslich.

Lassen Sie uns diese Auswirkungen näher beleuchten:
Bezüglich der Unruhe ist zu sagen, dass diese sich bei der Mehrheit der Hunde durch unkontrolliertes hin- und herlaufen zeigt/e. Aber auch häufiges hecheln und/oder Stress wurde angekreuzt. Nur ein kleiner Prozentsatz der dementen Hunde zeigt/e keinerlei Unruhe.

Die Verwirrtheit des dementen Hundes kommentierten über 300 der befragten Hundehalter mit „der Hund schaut/e oft ins Leere“. Ein weiterer großer Teil findet/fand sich im Wohnbereich kurzzeitig nicht zurecht und/oder unterbricht/unterbrach plötzlich Tätigkeiten. Andere Angaben betreffend der Verwirrtheit sind beispielsweise plötzliche Panik, Verschrecktheit, Desorientierung und/oder Starren. Nur drei Prozent der Hunde zeigt/e keinerlei Verwirrtheit.

Das Nachtwandern ist beim dementen Hund auch ein großes Thema. Wobei die Mehrheit bestätigt, dass dies nachts nur von kurzer Dauer ist/war. Bei einem Viertel dauert/e das nachtwandern sehr lange. Auch hier zeigt sich in Kombination mit der Nachtwanderung die oben erwähnte Verwirrtheit und Orientierungslosigkeit. Sieben Prozent der dementen Hunde zeigen/zeigten keine Nachtwanderungsaktivität.

Gut zu wissen ist, dass 80 Prozent der demente Hunde keinerlei plötzlich aufgetauchte Aggressivität zeigen/zeigten. Manche dementen Hunde schnappen/schnappten nach dem Zweithund oder halten/hielten diesen mit Knurren auf Abstand und/oder ist/war generell plötzlich unverträglich mit Artgenossen und/oder den Tieren im Haushalt.

Viele der dementen Hunde sind/waren plötzlich anhänglicher als gewohnt. Mehr als die Hälfte der befragten Hundehalter gibt an, dass der Hund auch im Wohnbereich hinterherläuft/hinterherlief und/oder untertags engen Körperkontakt sucht/e.

Stereotypien kommen auch bei dementen Hunden vor. Hier ist zu beobachten, dass fast die Hälfte der stereotypischen dementen Hunde eine Wander-Stereotypie entwickelt haben und/oder sich vermehrt die Pfoten oder Gegenstände abschlecken/abschleckten.

Viele demente Hunde sind unsicher. Sie bekommen in bekannten Situationen oder vor bekannten Geräuschen plötzlich Angst oder können nicht mehr alleine bleiben.

Ein großes Thema ist die Vergesslichkeit. Sehr viele demente Hunde erkennen/erkannten laut unserer Umfrage bekannte Personen (zB Familienmitglieder) kurzzeitig nicht mehr. Auch finden/fanden sie beispielsweise die Wasser- und Futterschüssel nicht mehr oder haben erlernte Signale vergessen. Der Großteil der Hunde erinnert/e sich nicht mehr an bekannte Wege im Wohnbereich und/oder auf dem Spaziergang. Die Vergesslichkeit äußert/e sich außerdem dadurch, dass es oft so scheint/schien als würde der Hund vergessen haben was er gerade wollte (er/sie steht beispielsweise vor dem Napf und weiß nicht warum, sie vergessen ob sie ihr Geschäft draußen schon verrichtet haben, können sich nicht erinnern in welche Richtung die Türe aufgeht oder ob sie schon getrunken/gefressen haben). Nur sehr wenige der dementen Hunde erkennen/erkannten die vertraute Bezugsperson nicht mehr.

Selbstverständlich kann der Tierarzt zum Thema Demenz auch weiterhelfen. Wir wollten wissen wie viele von den befragten Hundehaltern dieses Thema mit ihrem Tierarzt besprochen haben. 60 Prozent bejahten diese Frage.

Man kann den dementen Hund natürlich in vielerlei Hinsicht unterstützen. Laut unserer Umfrage geben/gaben 70 Prozent der Befragten ihrem Hund unterstützend Medikamente. Viele Befragte unterstützen/unterstützten ihren Hund mit Bewegungstherapien und/oder Massagen. Fast die Hälfte der Hundehalter unterstützen/unterstützten ihren dementen Hund mit einem orthopädischen Hundebett.

Bezüglich der Fütterung ist zu sagen, dass sich hier bei allen Auswahlmöglichkeiten die Waage hält. Es wird/wurde sowohl Trocken- und Nassfutter (mit oder ohne Getreide) angeboten als auch gebarft (BARF = biologisch artgerechtes rohes Futter). Ein Prozent füttert/e vegan. Knapp 35 Prozent geben/gaben zusätzlich Nahrungsergänzungsmittel ins Futter.

Außerdem wollten wir wissen wie sehr die Demenz des Hundes den Hundehalter einschränkt/e. Die absolute Mehrheit der Hundehalter gibt an, kaum eingeschränkt (gewesen) zu sein und empfindet/empfand es nicht als belastend.

Außerdem fanden wir interessant, ob sich die Bindung Hund+Mensch aufgrund der Demenz verändert hat/hatte. Mehr als die Hälfte gab an, dass die Bindung gleich geblieben ist, bei wenigen hat sich die Bindung zum Hund verschlechtert, bei vielen Mensch-Hund-Teams hat sich die Bindung intensiviert.



Natürlich empfindet jeder Hundehalter das Thema Demenz bei seinem Hund anders, denn jeder Hund ist einzigartig und so verhält es sich auch mit der Demenz. Viele Symptome gleichen sich in ihrer Art, werden aber von Hund zu Hund immer anders deutlich und anders empfunden.

In unserer Umfrage haben wir unter „sonstige Anmerkungen“ zwei wunderschöne und vor allem treffende Kommentare gelesen:

„Ich habe die Demenz als Schatten empfunden, der uns verfolgt. Man konnte ihr nicht entfliehen, er war unaufhaltsam. Man kann nur lernen zu akzeptieren und das Beste aus der letzten Zeit machen. Mut gehört auf jeden Fall dazu.“

„Alte Hunde sind so entzückend und auch anstrengend. Wir müssen lernen durchzuatmen und die schönen Momente genießen.“


Auch wir haben die Demenz bei unseren alten Hunden als Schatten empfunden bzw. empfinden es immer noch so. Es gibt Phasen wo dieser Schatten die Klauen ausstreckt und dann hält er sich wieder nur im Hintergrund. Das Altern ist ein Auf und Ab – beim Hund gleich wie beim Menschen. Mal könnte der Senior vor lauter Energie die sprichwörtlichen Bäume ausreißen, mal steht er einfach nur da und starrt ins Leere.

Auf jeden Fall ist es sehr schön zu lesen, dass die absolute Mehrheit der Betroffenen die Demenz lediglich als „Begleiterscheinung“ des Alterns sieht und sie nicht als störend oder belastend empfindet. Wir finden, seinen Hund im Alter unterstützen und begleiten zu dürfen ist etwas wundervolles!

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmern sehr herzlich für die Unterstützung! Auch bedanken wir uns bei den vielen lobenden Anmerkungen und Kommentaren. Wir sind bei unserer Aufklärungsarbeit natürlich auf verschiedenste Erfahrungswerte angewiesen, deshalb freut uns diese enorme Teilnahme sehr! Durch diese überwältigende Teilnahme können wir nun wunderbar aufklären, aufzeigen und unterstützen.

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