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DIE SCHATTENSEITEN IM TIERSCHUTZ
An manchen Tagen kann man es nicht ertragen

Wenn man im Tierschutz arbeitet, ist es unerlässlich sich ein dickes Fell zuzulegen. Man wird täglich mit Situationen konfrontiert, die einen an die persönliche Grenze bringen. Doch an manchen Tagen hat das dicke Fell ein Loch und die Emotionen kochen über. Man wird traurig, zornig, man schämt sich für die Menschheit, es wird einem übel. Die Liste dieser Situationen ist endlos. Hier wird ein Hund abgegeben, dort wird ein Hund verschenkt. Hunde werden getötet, weil sie niemand will. Alte Hunde werden ins Tierheim gebracht und gegen einen Welpen ersetzt. Rassen werden auf eine Liste gesetzt. Hündinnen werden als Gebärmaschinen missbraucht und ihre Welpen zum Spottpreis verkauft. Qualzucht ist nach wie vor erfolgreich. Hunde werden gequält, gefoltert, sexuell missbraucht. Jeder Volldepp ohne Kenntnisse und Hundeverstand darf einen Hund halten. An manchen Tagen kann man das alles einfach nicht ertragen.

 

VERMITTLUNG DURCH EMOTIONALE ERPRESSUNG

Im Bezug auf behinderte Hunde bekommen diese Situationen noch zusätzlichen Boni. Das Helfersyndrom mancher Tierschützer kommt hier vermehrt zum Tragen. Oft steht hier die Quantität im Vordergrund: wer vermittelt schneller Hunde?

Tragisch, dass man hiefür Unwahrheiten in die Welt setzen muss. Es wird zum Beispiel behauptet der Hund wird eingeschläfert, sollte er sich nicht innerhalb von Hausnummer zehn Tagen ein Besitzer finden. Gerne wird hier auf die Tränendrüse gedrückt, der Leser unter Druck gesetzt. Das Schicksal eines Hundes, der durch Folter und Quälerei eine Behinderung davongetragen hat, ist besonders tragisch. Solch rührende Geschichten eignen sich bestens für das Sammeln von Spenden. Teilweise findet man in solche Aktionen viel zu wenig Fakten um die Glaubhaftigkeit zu überprüfen. Absicht?

 

DIE TRAURIGEN FACETTEN DES TIERSCHUTZES

Ein weiteres Problem sind die Vermittlungen aus dem Ausland. Behinderte Hunde werden in Scharen über die Grenze gekarrt. Die künftigen Besitzer nehmen den Hund entgegen und werden dann von den Zuständigen alleine gelassen. Es wird weder auf die gesundheitlichen noch die zeitlichen und finanziellen Aspekte hingewiesen. Ein Handicaphund braucht je nach Behinderung Therapien, spezielle medizinische Versorgung, individuelle Betreuung! Was macht man also nun mit der gequälten, armen, behinderten Seele, mit der man ohne diese Informationen rasch überfordert ist? Eine solche Überforderung und Ratlosigkeit kann vermieden werden, indem man sich an eine seriöse Vermittlungsstelle wendet.

Qualzuchten sind nach wie vor ein großes Thema. Hunde mit Behinderungen sind hier an der Tagesordnung. Durch falsche Verpaarungen lässt sich ein Handicap kaum vermeiden. Warum riskiert man kranke und behinderte Welpen? Um zumindest einen möglichen Champion im Wurf zu haben? Man denke an den Arbeitshund Nummer 1, den Deutschen Schäferhund. Einen solchen Schäferhund mit extrem abfallendem Rücken laufen zu sehen treibt einem die Tränen in die Augen und die Frage „Warum?“ steht groß über einem. Im Alter führt der abfallende Rücken schnell zu Behinderungen, der schöne Deutsche Schäferhund braucht dann einen Rollwagen, weil er sich nicht alleine fortbewegen kann. Ein weiteres Beispiel: der wunderschöne Dogo Argentino. Es macht einen zornig, wie viele taube Dogo Argentinos momentan ein Zuhause suchen. Erschreckend auch die Tatsache, dass von Züchtern empfohlen wird einen behinderten Welpen sofort einzuschläfern da dieser nie ein schönes Leben führen kann. Woran liegt das? Zu wenig Interesse an der „eigenen“ Rasse? Zu viel Profitgier? Thank dog, viele Züchter distanzieren sich bereits von diesen Qualzuchten!

Ganz schlimm wird die Tierschutzarbeit, wenn man eine Hündin sieht, die unter elendsten Bedingungen einen Wurf nach dem anderen produziert, produzieren muss! Was geht in einem Menschen vor, der so etwas erzwingt? Könnt ihr euch vorstellen eure Hündin auf engstem Raum zu zwingen Welpen über Welpen zu gebären, ihre Kinder dann wegzunehmen und diese zu einem Spottpreis an den Nächstbesten zu verkaufen? Mutter und Kinder sind schwach und krank, können nichts gegen ihr Schicksal unternehmen. Auf Allgemeinzustand und Gesundheit wird hier kein Wert gelegt. Hauptsache die Welpen sind zuckersüß und gehen leicht aus der Hand. Was danach geschieht ist nicht mehr im Zuständigkeitsbereich dieser Vermehrer.

Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht mit dieser Situation konfrontiert werden und die von uns geglättet werden müssen. Wir bekommen Nachrichten, E-Mails und Hilferufe von Personen, denen ein behinderter Hund vermittel wurde – ohne genaue Informationen. Dieselben erfundenen Schicksale finden wir immer wieder in unserem Posteingang. Es liegt dann an uns zu recherchieren, es richtigzustellen und aufzuklären. Aufklärung ist im Tierschutz ein sehr wichtiges Wort. Deshalb unser dringender Apell: Behinderte Hunde sind eine Aufgabe – sie bedürfen individueller Betreuung, kosten Zeit und Geld. Unsere Hochachtung an jene Personen, die sich dazu entschließen einem Hund mit Handicap ein Zuhause schenken. Doch bitte informiert euch im Vorfeld über die Behinderung, die Geschichte hinter dem Hund und die Vermittlungsorganisation. Es ist leider nicht immer alles so wie es scheint. Tierschutz wird gerne durch die rosarote Brille gesehen. Zu welchem Preis? Auf Kosten der Hunde!

Es ist ein Armutszeugnis der Menschheit, dass das Wort Tierschutz erst erfunden werden musste!

Im Tierschutz tätig zu sein bedeutet NICHT so viele Hunde in so wenig Zeit wie möglich zu retten. Falsch verstandener Tierschutz wird auf dem Rücken der Hunde ausgetragen! Die Tierschutzarbeit ist aus diesen Gründen manchmal kaum zu ertragen, dennoch habe ich mich für diese Arbeit entschieden. Warum? Weil sie auch positive und wunderschöne Emotionen und Situationen birgt. Denn Gott sei Dank gibt es sie, die seriösen Tierschützer, Züchter, Vereine und Organisationen! Im In- sowie Ausland!

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