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SINNESBEHINDERUNGEN 

TAUBE HUNDE

Ein tauber Hund kompensiert seinen fehlenden Hörsinn mit dem Geruchs-, Seh- und Tastsinn. Das heißt ein tauber Hund orientiert sich mit seiner Nase, den Augen und den Tasthaaren (Vibrissen oder Sinushaare). Es gibt schwerhörige Hunde, einseitig taube Hunde und komplett taube Hunde. Hunde können von Geburt an taub sein oder die Taubheit durch Verletzungen, Krankheiten oder das Alter erwerben.

 

Taube Hunde reagieren sehr sensibel auf Vibrationen, Schall und Luftzüge. Außerdem reagiert ein tauber Hund viel sensibler auf Mimik und Gestik. Um zu verdeutlichen, wie unterschiedlich Ihre Mimik und Gestik ist, stellen Sie sich ruhig vor den Spiegel und üben. Gerade im Training werden Sie dankbar dafür sein, wenn Sie selbst wissen, wie unterschiedlich Ihre Mimik und Gestik ist. Einem tauben Hund kann man nichts vormachen, er reagiert sofort wenn die Mimik und Gestik mal anders ist.

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Bei der Erziehung eines tauben Hundes ist der Blickkontakt unerlässlich und dieser sollte zu allererst konditioniert werden. Am besten nehmen Sie dafür ein Leckerli in die Hand und warten bis der Hund Ihnen in die Augen schaut, dann wird sofort mit dem Leckerli bestätigt. Wenn der Blickkontakt funktioniert kann man einem tauben Hund alles beibringen, was auch ein hörender Hund kann. Für jedes Signal (Sitz, Platz, Bleib, Komm, usw) gibt es ein eigenes Sichtzeichen, welches eindeutig für Hund und Halter ist. Für das Signal „Sitz“ zum Beispiel kann man den Zeigefinger ausstrecken, für „Bleib“ streckt man die ganze Hand hoch, usw. Am wichtigsten ist, dass die Zeichen einfach gewählt werden und man nicht zuerst überlegen muss, welches Signal denn nun für was steht.

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Ein Vibrationshalsband kommt dann zum Einsatz, wenn der Halter ein unterstützendes Hilfsmittel sucht. Wir möchten hier unbedingt erwähnen, dass beim Kauf darauf geachtet werden soll, dass dieses Halsband ausschließlich die Funktion Vibration beinhaltet und keinen Stromreiz! Der Hund wird bei Vibration entweder auf „Schau mich an“ oder „Komm her“ konditioniert. Diese Konditionierungen sollten nur von erfahrenen Hundehaltern oder gemeinsam mit Hundetrainern trainiert werden, da der Hund solche Reize oft fehlverknüpft.

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Da die Alterstaubheit sehr häufig vorkommt empfehlen wir dringend, jeden Hund mit Hör- UND Sichtzeichen zu trainieren.

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Einen tauben Hund beschäftigt man am besten mit Nasenarbeit. Taube Hunde sind Weltmeister im Schnüffeln! Hier gibt es viele verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten. Von der Schnüffelkiste bis zur Zielobjektsuche.

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Das Verhalten eines tauben Hundes unterscheidet sich insofern von einem hörenden Hund, dass ein tauber Hund empfindlicher auf plötzliche Berührungen reagiert. Gerade wenn Kinder im Spiel sind, ist hier Vorsicht geboten. Ein prozentual oder einseitig tauber Hund hat oft Orientierungsschwierigkeiten, da er den Schall nicht sofort orten kann. Dies kann zu Verhaltensauffälligkeiten führen. Den Mythos „taube Hunde sind automatisch aggressiver“ wollen wir hier verneinen. Dieses Verhalten ist nicht auf die Taubheit zurückzuführen.

 

 

URSACHEN

 

Die Taubheit beim Hund hat verschiedene Ursachen: Sie kann angeboren (Gendefekte, Erbkrankheiten, Verpaarungen) sein oder erworben (Entzündungen, Verletzungen, Verstopfungen) werden.

Im Folgenden gehen wir – vereinfacht erklärt – ein wenig näher auf die Ursachen einer Taubheit ein:

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konduktiver Hörverlust:

Das Außen- und Mittelohr wird bei der Leitung des Schalls behindert.

Ein konduktiver Hörverlust entsteht meist aufgrund von Entzündungen oder Verletzungen im Außen- und Mittelohr, in der Paukenhöhle oder am Trommelfell. Auch kann es durch eine „Verstopfung“ des Gehörganges geschehen, etwa durch Haare oder Ohrenschmalz. In selteneren Fällen kann auch ein Tumor die Schallleitung unterbinden. Der Hörsinn kann auch durch ototoxische (= für das Gehör giftige) Medikamente geschädigt werden.

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sensoneuraler Hörverlust:

Das Innenohr hat Probleme bei der Aufnahme oder Weiterleitung der Schallwellen.

Der sensoneurale Hörverlust ist meistens die Folge einer angeborenen oder vererbten Erbkrankheit des Innenohrs. Der Gehörgang öffnet sich hier nur zum Teil bzw. bleibt verschlossen. Eine Degeneration des Innenohrs führt oft zum Verlust der feinen Haarzellen an der Cochlea (Hörschnecke). Die Cochlea ist zuständig für die Weitergabe der Hörimpulse an das Gehirn. Ein Gendefekt kann auch die Hörnerven betreffen. Hier bilden sich diese Nerven nicht vollständig aus.

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Alterstaubheit:

Die Alterstaubheit tritt – wie der Name schon sagt – bei älteren Hunden auf.

Ursachen hierfür können die Zurückbildung der Hörnerven oder Haarzellen sein. Auch kann ein alter Hund vermehrt Ohrenschmalz bilden, welches den Gehörgang nach und nach verstopft.

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In manchen Fällen kann eine „Merle + Merle Verpaarung“ zur Taubheit führen, da hier das Innenohr bzw. die Pigmentzellen und Haarzellen nicht vollständig oder gar nicht ausgebildet werden. Das Merle-Gen (Scheckungs-Gen) ist auch zuständig für die Färbung des Fells und der Augen. Typische Merkmale sind die hellere (weiße) oder gescheckte Färbung des Fells und verschiedenfarbig oder deutlich hellere Augen.

Anfällig für Taubheit sind daher folgende Rassen: Dogo Argentino, Deutsche Doggen, der Australian Cattle Dog, Dalmatiner, der Australian Shepherd oder der Boxer, usw.

Gehörsinneszellen sind nicht regenerationsfähig, das heißt eine Taubheit ist endgültig und kann nicht behandelt werden.

AUDIOMETRIE UND SELBSTTEST

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Eine eindeutige Diagnose ob der Hund einseitig, beidseitig oder prozentual (sprich: der Hund hört nur zu einem gewissen Prozentsatz) taub ist, kann ausschließlich der Audiometrie-Test bringen. Dieser Test ist vereinfacht gesagt eine elektroakustische Hörprüfung. Der Hund muss dafür narkotisiert werden um das Ergebnis nicht zu verfälschen. Bei diesem Test werden am Kopf des Hundes Elektroden befestigt. Über Ohrstöpsel werden verschiedene Geräusche in beide Ohren des Hundes transferiert. Wenn eine Reizung der Nerven vorhanden ist, wird dies an der Audiometrie-Auswertung durch Ausschläge sichtbar. Je mehr Ausschläge, desto mehr hört der Hund.

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Natürlich kann man auch Zuhause testen, ob der Hund taub ist. Diese Selbsttests sind aber nicht eindeutig und werden oft durch die sensible Auffassung des Hundes von Vibrationen und Luftzügen verfälscht. Dies sollte hier immer beachtet werden. Möglichkeiten sind hier zum Beispiel: auf den Boden stampfen, Gegenstände im Nebenraum auf den Boden knallen lassen, hinter dem Hund klatschen oder pfeifen. Eindeutiger kann man es aber testen, wenn man den Hund im Alltag beobachtet. Hört er zum Beispiel das Öffnen des Kühlschrankes oder die Türklingel nicht mehr? Rennt er erst zur Tür wenn der Zweithund aktiv wird?

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